Lehrstuhl FÜR Wahnsinn

Ver-rückte Diskurse - Elke Heitmüller

Seminarplan SS 1999

20. Mai 99
Michel Foucaults Genese des Homo psychologicus oder die Psychologisierung des Wahnsinns 1

27. Mai 99
Michel Foucaults Genese des Homo psychologicus oder die Psychologisierung des Wahnsinns 2

3. Juni 99
„Subjektivität ist machbar„ – die Normierung des modernen Menschen

10. Juni 99
Ver-rücktmachende Strategien: Wahnsinnsproduzierende Kommunikation – Kommunikativer WahnSinn

17. Juni 99
Musik und/oder WahnSinn 24. Juni 99 HexenWahn – Von der Hexe zur Hysterikerin

1. Juli 99
Artaud – Theater der Grausamkeit

8. Juli 99
Bildende Kunst (Surrealismus und Dadaismus) und WahnSinn

15. Juli 99
Macht Wahn Sinn


 

Alexander Dering

 

Inhalt

1. Erklärendes zur Rechtfertigung

2. Ausmaße der Existenz des pkt

3. Subversion der Konsequenz
3.1. Selbstmord
3 3.2. Freitod

4. Anklammerung an den Hirntod

 

Unschlüssiger Kommentar zum Freitod

„Nichts ist tiefer, unverständlicher als die Begierde. Deshalb fühlt man sich nur leben, wenn man daran verzweifelt, sie zu zerstören.„ E.M. Cioran

 

1. Erklärendes zur Rechtfertigung „Der Selbstmörder weiss nicht, was nach dem Schuss kommen wird ... Dass er im Fall des Gelingens des Schusses die weitere Funkzion seines Ichs, die Möglichkeit, überhaupt noch Illusionen zu haben, damit zerstört, ist eine Sache, die eigentlich ausserhalb seines Kalküls liegt, ist eine Nebensache, ein Abfallprodukt seiner geistigen Arbeit, die ihn nichts angeht ... Als fisiologischer, unvermeidlicher Akt ist der Selbstmord so berechtigt wie das Niesen, das Spuken. Es muss eben geschehen.„ Im Rahmen der „Verrückten Diskurse„ soll der pathogene Kern der Existenz zur Erscheinung gebracht werden: Die treibende Ruhe der zur Funktionalität des Lebens diametral entgegengesetzten „Todesneigung„ . Die Ausführungen eignen sich das negativ besetzte Syndrom des Selbstmordes als Leitthema an und erheben den Anspruch, seine allgemein- gültige Verwerfung zu erschüttern.

Wissenschaftlichen Kriterien kann der Gestalt der Unproduktivität des Freitodes gemäß nur bedingt Genüge getan werden, wenn wir in die vereinzelte Sphäre der Jemeinigkeit eintreten und den Boden der Logik zu Gunsten der Dignität des Subjekts verlassen. In Anlehnung und Würdigung von Martin Heideggers „Sein und Zeit„ wird, wie auch von Jean Améry, jedoch auf andere Weise, in „Hand an sich legen, Diskurs über den Freitod„ vollzogen, Heideggerische Terminologie sinnstiftend pervertiert.

Umtriebig ist vor allem anderen die Frage nach der Qualität der Selbstentleibung und, im Falle einer plausiblen Perspektive, die Frage nach dem wie der Möglichkeit der „Wiederherstellung eines früheren Zustandes„ zu genügen. Diese Genügsamkeit soll sich zwischen zwei unterschiedlichen Blickwinkeln bewähren: Ein Nachsinnen über die Differenz von der konkreten Bereitschaft und Durchführung des Suizidanten, hierzu dient Amérys Diskurs als Grundlage, gegenüber lebenserhaltend den Freitod verherrlichenden Erkenntnis- gebäuden bzw. -unterwanderungen. Als Modell letzterer Art ist E.M. Ciorans „Begegnung mit dem Selbstmord„ herangezogen worden. Wo Améry sich um Würde, Humanität und Anerkennung der Suizidanten bemüht, sich der Bewegung nach an das Außen der durchschnittlichen Werte und Normen richtet, zieht Cioran lediglich die entgrenzten Bereiche des Denkens zum persönlichen Wohle heran und verunreinigt die Herrschaft der jeseinigen Rationalität durch den Impuls der eigenen Destruktion.

Des weiteren verwenden diese Zeilen Sigmund Freuds Ausführungen zum Todestrieb aus „Jenseits des Lustprinzips„ sowie eingeschränkt Jacques Lacans Konzept des Spiegelstadiums als systematische Grundlage.

Zum Ende der Einführung soll noch betont werden, daß ausschlaggebend für die hier vertretene Position die Berührung mit dem „Phänomen„ des plötzlichen Kindstodes war, welches den Freudschen Schriften und philosophischen Ahnungen erst ihre bedrückende Realität verleihen kann.

 

2. Ausmaße der Existenz des pkt

„Das wahre, einzige Pech: das Licht der Welt zu erblicken. Es entspringt der Aggressivität, dem Prinzip der Expansion und der Raserei, das im Ursprung angelegt ist, dem Ansturm zum Schlimmsten, das an jenem Ursprung haftete.„

Die Vorhandenheit des Plötzlichen Kindstodes (pkt), die erfahrbare Erfüllung des Mangels, daß das menschliche Wesen nicht unabdingbar in die Produktivität der Selbsterhaltung eingebunden ist, läßt unstete Wahrheiten lodern, uns aber auch von der Warte der in der Zeit verankerten Todesangst aus erschaudern. Der bewußtlose Freitod des Kindes gibt der Medizin Rätsel auf und ermutigt die Ego–Psychologie zu entwürdigender Hochform aufzufahren: Dem Kinde die maßlose Souveränität und eigenverantwortliches Selbstverschulden der Ganzheitlichkeit absprechend - deren Bedingung der Möglichkeit im Moment der trennenden Ausbildung der Vorstellung vergeht - unterwerfen die Sklaven der verdeckten Angst das Neugeborene wissenschaftlich der lebenslangen Entmündigung durch totalitäre Determination.

Achtung des Einzelnen und die darin implizierte Zusprache des Sich–Selbst–Gehören hingegen entgleiten dem Primat der neurotischen Wurzel, entziehen sich der vom Außen hereinbrechenden Determination der Kausalität. Das Gewicht ist auf die Entscheidung, die Konsequenz der Gestimmtheit, das jemeinige Konkrete zu legen, die das je einzelne eigentlich auszeichnet.

Oder wie Satre schreibt: „Nicht darauf kommt es an, was man aus dem Menschen gemacht hat, sondern darauf, was er aus dem macht, wozu man ihn gemacht hat.„ Am Kindstod beweist sich die Individualität eben da sich das selbst - noch nicht von Welt kontrastiert und immer schon gestimmt - in die Möglichkeit des Todes bringt.

Die masochistische Grundstimmung konstruiert sich die verfolgenden Traumata ebenso, wie sie sich im späteren Verlauf der Existenz die Anklammerung an das positivistische Ideal-Ich geißelt. Die Geburt des Begehrens nach dem blitzenden Ideal–Ich, fällt nicht mit dem Wurf, dem ersten Lichtschlag zusammen, sondern ist an das Bewußtsein gebunden. An diese kurze Zeit vor dem anderen wendet sich dieses pessimistische, weltverneinende Ich des Freiheitsstrebens. Die acephalische Kopflosigkeit der Ekstase, der Moment vor dem Absprung erfüllt das animalische Eingebettetsein in die Natur lebend. Erst die reflektierte Zeitlichkeit des Daseins, deren Knecht die Kontrolle der Zukunft ist, erhöht die Pole von Anfang und Ende als zu erobernde Festen. Die Absurdität des Seins trägt nur in den verzehrenden Perioden des Bewußtseins. Der verdeckte Kern des subjektiven Grundes sich Abzuschaffen, der Einfall des erweichenden und zersetzenden Ereignisses, der die kompromißbereite Anpassung zum Leben überkommt, kann nicht erfaßt werden in den Kategorien des Scheiterns. Das dualistische Streben, die Dialektik des Seins gilt als wertfreie natürliche Bewegung.

Der Suizidär überholt seine Vorstellung soweit wie das Kind sie noch gar nicht ausgebildet hat. Die emotionale Einheit des Welt–Seins entbehrt der reflexiven Filterung und Abwiegelung an der Masse des anderen. Das Außen der Welt, bedingender Kontrapart der Unvollkommenheit des Bewußtseins, alles Noch-Nichtige, verweigert Erfahrung und Erschließbarkeit da es wahrnehmungsfremde Nichte der Einheit ist.

 

3. Subversion der Konsequenz

„Ein Selbstmord ist eine letzte Form des Imaginierens. Faßt man ihn * realistisch * als Vernichtung auf, so nimmt man sich die Möglichkeit, ihn zu verstehen: Nur eine Anthropologie der Imagination vermag eine Psychologie und eine Ethik des Selbstmordes zu begründen.„

Zu einer Gegenüberstellung sollen kommen der unmittelbare Affekt der Einheit im Freitod sowie Gedankengebäude des Scheiterns mit ihrer Funktion der Lebenserhaltung in der Permanenz der reflexiven Projektion des Leids an das andere des Ich. Cioran führt in seiner „Begegnung mit dem Selbstmord„ diese Dialektik der Selbsterhaltung hinter die Grenzen der gültigen Werte. Die offen den Selbstmord herausstellenden Schmeicheleien lassen die Seinsvergessenheit erschaudern: Ist doch der oberflächliche Eindruck - Frucht unseres jahrhundertelang eingeschliffenen Verständnisses der Sprache als neutrale Vermittlung wahrhaftiger Aussagen des Subjekts - eine Aufforderung, sich selbst abzuschaffen. Unweigerlich flüchtet sich der Rezipient in die Distanz des objektiven Urteils und verklärt die Worte als subjektiv verirrte Position oder als Normenopposition. – Auf Lebenszeit von Todesgedanken besessen und nach sorgfältiger Verkehrung der Ideale starb Cioran eines natürlichen Todes. Die Kompensation der Todesangst in ein Trachten nach dem Selbstmord ist einem Verständnis für eben diesen so fern wie der christliche Richterspruch über den konkreten Suizidanten. Die Statik nach der revolutionären Umwertung des Geistes erhält den Organismus ebenso sehr wie das Gewissen.

Jedoch gilt es die zufriedene Stimmung der feinen Ironie, daß Denken an seine eigenste Unverträglichkeit zu treiben von weniger konsequenten Konstrukten abzuheben. Eingebettet in die Produktivität des Lebens und den Stolz des Ego klammern sich auch die großen Pessimisten an das Leben als das höchste Gut. Wenn Schopenhauer den Selbstmord als finale Form des Willens zum Leben versteht oder Satre den einzelnen schulmeisterhaft dazu ermahnt, sich dem Absurden zu stellen, scheint durch intellektuell gekleidete Wahrheit das Imaginäre hindurch. Der Auftrag der Produktivität, die Bemeisterung der Sinnlosigkeit erweisen sich als Anpassung im Sinne des Freudschen Lebenstriebs an den uranfänglich Verfall der Welt.

Die zu verneinende Welt ist das jemeinige Denken. Die Todesangst, den zitternden Zusammenbruch der Herrschaft zu wollen, ist die absurde Disziplin der Unabhängigkeit. Ich stellt den Wert seines Lebens der Reflexion zur Frage und zerstört, der Bewegung verfallen, jede Sicherheit durch Inakzeptanz. Das Denken ist im Angesicht der Möglichkeit des Todes unfähig, dem Ego eine Qualität zu bieten, die es überzeugen könnte, sich selbst zu erhalten. Der sich langatmig steigernde „Moment vor dem Absprung„ als stetiges Ablösen vom Außen, von der rational abwiegenden Instanz, ist der leidvolle Moment ohne Erhabenheit. Die Todesangst ist vergangen. Der Suizidant entrückt sich dem Herrschaftsanspruch über sich selbst. Die Totalität der Unmöglichkeit der Vollendung, das kosmologische Ausmaß des Objektverlusts verschlägt die Kontrollfunktion noch vor dem tatsächlichen Vollzug in das Nichts. Der vollzogene Mord am anderen verflüchtigt die Begierde in den echolosen Raum, wo kein Ohr mehr hörend sein kann, niemand ruft. Vor dem Absprung ist der Suizidant schon bewußtlos und diese Schwebe ist das Heiligtum des Lebens.

 

3.1. Selbstmord

„Die Obsession des Selbstmordes ist charakteristisch für den, der weder leben noch sterben kann und dessen Aufmerksamkeit sich niemals von dieser doppelten Unmöglichkeit entfernt.„

- Ein weltweites Suizidkommando denken und den Spielverderbern das Nachsehen. -

An der Beruhigung durch selbstzerstörerische und belastende Gedanken, obwohl und gerade weil diese Allgemeingültigkeit für die Jemeinigkeit als ekstatisches Moment anführen, weidet sich E.M. Cioran. Aphorismen des intellektuellen Gleitens an die illusionistischen Grenzen der Existenz treiben auf den uferlosen Wogen der Subjektivität. Die Verunreinigung durch das Paradox auf den Schwingen der Unsicherheit bedingt kurzweilige Wahrheiten, die sich dem vorherrschenden Lebensprinzip blitzartig entgegensetzen. Widersprüchlichkeit ist die Qualität, den Selbstmord zu bespielen. Der Lobgesang des Scheiterns unterwandert mit buddhistischer Einfärbung den Mangel der Unvollkommenheit. Die anerkannte Nichtigkeit zum Heiligtum erhebend, ist der Zweifel nicht mehr zu verunsichern. In der Möglichkeit, alle Konsequenzen und schmerzhafte Konkretionen zu halluzinieren, wird Freiheit transparent, und gleichsam verkopft die Bewegung den Affekt. Den stoischen Gleichmut sublimierend ist die Versklavung der Existenz Bedingung und Pflichtbewußtsein der heilbringenden Demütigung.

Sich ängstend in den Abgründen der abstrakten Vorstellung zu suhlen bringt den Dämon der objektiven Wahrheit zu Fall. Woher dieses Klammern und Sich Ersticken in der Masse, wenn nicht aus Furcht vor der unbestimmten Angst. Der Diskurs des Geistes ist unstetig und das Andere der Negation stimmend immer schon da. Die Kastration hat seine Entsprechung in der ersten Verneinung der projektierten Sicherheit. In-der-Wahrheit-Sein, ein grenzenloses Wutgeschrei im Nein. Der Skeptizismus, das Sein des Kogito.

Unfähig mich auf die Seite des Selbst zu schlagen, da es keinen Partner hat. Der Augenblick in dem Ich dieses Ich verlor ist immer schon gewesen sobald das Wort seine Schöpfung erfährt.

3.2. Freitod

„Der Kontrahent, wenn er sagt, es sei das Leben als Leben - zum - Tode absurd, es erwecke Ekel in seiner Lügen - Opazität, die Todesneigung sei die einzige Haltung, die der Seinslast gemäß sei, und der Gott des Anderen sei vorstellbar nur als Demiurg, und der Freitod als Entschluß und Akt, wenn auch nicht als Ergebnis, sei Antwort auf alle unlösbaren Fragen, die gestellt werden dürfen auch ohne Hoffnung auf Antwort – er ist in besserer Position als der Mann Gottes und des Absoluten.„

Die Ironie des Textes von Jean Améry „Hand an sich legen„ liegt in dessen Adressat. Ein nachstehender Kreuzzug für die Anerkennung der Selbstentleibung in den Augen der Hinterbliebenen. Vielleicht ist eine mögliche Lesart die Aufforderung zum Unterlassen der „Hilfeleistung aus allgemeingültigen ethischen oder funktionalistischen Motiven„. Denn nicht ohne Anspruch der humanitären Resozialisation werden dort die gescheiterten Gescheiterten, die „brennende Scham„ der Suizidäre in den Diskurs integriert. Die Foucaultsche Institution eines „Selbstmordhauses„ könnte den hier beanstandeten Boden bieten.

Fraglich ist, ob im Falle des Versagens im Freitod der Eingriff des Außen entscheidend ist, oder ob ein qualitativer Unterschied in der Totalität der Verfassung von Suizidant und Suizidär schon vor dem Versuch des Vollzugs der konkreten Tat besteht. Zeugt ein gescheitertes Sich-Selbst-Entledigen von mangelnder Vollständigkeit der Modi des Sich-Selbst-Gehören und Vor-Dem-Absprung ? Zunächst und zumeist scheint hier die Todesneigung noch Teil der Logik des Lebens zu sein, der Akt dem psychologisierten „Appell - Charakter des letzten verzweifelten Hilferufs„ an den anderen zu entsprechen.

Verfechtungen von Dignität, Humanität und Individualität setzen sich für diese im échec Gescheiterten ein und belasten das gesellschaftliche Umfeld psychologischer Fixierungsmaßnahmen und mitleidvoller Anweisungen zur Lebensbejahung, die dem vereinzelten Dasein die Möglichkeit zum Entwurf von neuem berauben sowie nachhaltig erstreben, ein Bewußtsein von Abnormalität und Schuld in das Subjekt zu legen. Die herrschaftlichen Mechanismen des Wissens geben hier kläglich ihre Abhängigkeit an den Wahnsinn auf Kosten des Einzelnen preis.

 

4. Anklammerung an den Hirntod

„was kommt nach einem skeptizismus, der alles annehmbare weggefegt hat? stumpfsinn, frivolität oder wahnsinn (<höherer Sinn>)? egal, das beschämende ist, daß wir unsere <negativität> überleben. mit maximen wie <laß dich leben, du brauchst keine motivation> (o. wiener)„

Welche bedrohliche Konstruktion trägt die Interpretation des Kindstodes an uns heran: Unsagbar die Dimension der Erfahrungslosigkeit während des Ermangelns einer Bewegung in die Erfahrungswelt hinein: Der Todestrieb erwirkt nur vor der Realisation des Ego seine Wiederholung. Alles nachstehende Streben zum verzweifelten échec ist nur noch unzureichend befreiend - ganz zu schweigen von einem selbstmörderischen Akt, daß „Nirwana mit Gewalt„ aus dem Ego heraus zu erlangen - da es der Totalität eines passiven Atemstillstands nicht mehr entsprechen kann.

Vor dem Imaginären zu Sein gilt mir als Fetisch der Verunreinigung der Gedanken. Die Unmöglichkeit des Ausdrucks meiner Sprache für ein positives Noch-Nicht des Bewußtseins unterstreicht grenzenlos dieses exponierte Begehren der Bewußtlosigkeit des Ich. Das Schicksal des Menschengeschlechts offenbart sich in der Schöpfungskrönung des Demiurgen, der Möglichkeit des entfremdend befriedigenden Machtbesitzes. Die Erkenntnis der Unstillbarkeit der Vorstellungsgabe, Unmöglichkeit des Einhaltens machen Ich ängsten. Zitternd wagt Ich nicht zu denken, was diese Bewegung, daß Denken unaufhörlich gegen sich selbst zu richten, vorantreibt.

Der Vorteil der Negativität liegt darin, daß Ich sie aus sich selbst erwirken kann. Ich, gebeuteltes Kind des Kapitalismus der Innerlichkeit, Abfall des Christentums segnet die Melancholie und ruft zum Antritt des Todesmarsches hervor. Wie weit der Moment vor dem Absprung gedehnt werden konnte, daran gilt es nichtens die Eigentlichkeit zu wiegen. Freiheit wird erdrückend unattraktiv.

Alles gleich - gültig.


 

Literaturverzeichnis

AMÉRY, JEAN: Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod, Stuttgart 1993

CIORAN, EMIL: Die verfehlte Schöpfung, Frankfurt a. M. 1979

CIORAN, EMIL: Vom Nachteil, geboren zu sein, Frankfurt a. M. 1979

DORNES, MARTIN mit von Lüpke, Hildegard: Psychodynamische Aspekte des plötzlichen Kindstodes, in Dornes, Martin: Die frühe Kindheit. Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre, Frankfurt a. M. 1997, 198-212

FOUCAULT, MICHEL: Einleitung, in Binswanger, Ludwig: Traum und Existenz, Bern 1992, 78-85

FREUD, SIGMUND: Das Ich und das Es. Metapsychologische Schriften, Frankfurt a. M. 1992000

FREUD, SIGMUND: Gesammelte Werke VIII. Werke aus den Jahren 1909-1913, Frankfurt a. M. 1969

GROß, STEFAN: Der Tod und das Sein zum Tod, Internet 1999

GRUEN, ARNO: Der frühe Abschied. Eine Deutung des Plötzlichen Kindtodes, München 1988

HEIDEGGER, MARTIN: Sein und Zeit, Tübingen 1993

LACAN, JACQUES: Das Seminar Buch I. Freuds Technische Schriften, Berlin 1990

MATTHEUS, BERND: Heftige Stille, München 1986

PANIZZA, OSKAR: Die kriminelle Psychose. Hilfsbuch ... , München 1978

SAFRANSKI, RÜDIGER: ARTHUR SCHOPENHAUER ausgewählt und vorgestellt, Frankfurt a. M. 1989, 261-274

SCHMID, WILHELM: Die Sorge um den Tod, in Schmid, Wilhelm: Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst, Frankfurt a. M. 1991, 359-366

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